Als 1959 eine Handvoll Menschen drei Kleinstheime eröffnen und den „Freundeskreis für Familienkinderheime e.V.“ gründen, haben sie den tiefen Wunsch, elternlosen und hospitalisierten Kindern in Familienkinderheimen ein „neues Anwachsen“ zu ermöglichen. In kleinen Gruppen leben die PädagogInnen rund um die Uhr mit den Kindern im Haus, sie begleiten sie bis zur Volljährigkeit und noch darüber hinaus. Ihr Engagement springt auch auf deren eigene Familien über - so finden die Kinder eine liebevolle Aufnahme durch neue "Großeltern", "Onkel" und "Tanten".
Weitere Einrichtungen entstehen
Die umfassende Sorge für die Kinder und der Wunsch nach demokratischen und selbstbestimmten Strukturen in ihrer Arbeit bestimmen die weitere Entwicklung des Freundeskreises. Schnell schließen sich den GründerInnen Gleichgesinnte an, so dass sich die Anzahl der Familienkinderheime vier Jahre nach der Gründung bereits auf sechs Einrichtungen verdoppelt hat.
Sie befinden sich in Norddeutschland, Hessen und in Österreich, in der Regel umgeben von weitläufiger Natur. In den nächsten Jahrzehnten kommen Einrichtungen in Köln und Süddeutschland hinzu. Sie sind, gemessen an der vorherrschenden Heimlandschaft in der Bundesrepublik, zukunftsweisende Inseln eines Heimlebens, das getragen ist von der Vorstellung der Würde und der Entwicklungsmöglichkeit eines jeden Menschen.
Eine pädagogisch-therapeutische Einrichtung kommt hinzu
1970 entsteht als Ergänzung zu den Familienkinderheimen eine pädagogisch-therapeutisch orientierte Einrichtung. In ihr leben Kinder, die einer intensiven therapeutischen Unterstützung bedürfen. Die heilpädagogische Orientierung findet in den folgenden Jahren Eingang in die Konzeptionen der anderen Einrichtungen des Freundeskreises.
Betreuungsformen für Jugendliche
Die Kinder wachsen heran - sie brauchen andere Betreuungsformen. Und so entsteht 1973 die erste Lehrlingswohngemeinschaft in Gichenbach. Ihr folgen weitere Jugendwohngruppen in Kassel und in Bremen. Umzüge von Einrichtungen werden nötig, um den heranwachsenden Jugendlichen im städtischen Umfeld bessere Schul- und Ausbildungsmöglichkeiten zu bieten.
Ein neuer Name
1981 gibt sich der Freundeskreis einen neuen Namen: er heißt fortan Verbund sozialpädagogischer Kleingruppen e.V. 11 Einrichtungen bieten nun unter seinem Dach verschiedene Betreuungsformen von familienähnlicher Wohnform bis zur Jugendwohngemeinschaft ohne Nachtbetreuung an.
Heilpädagogische Tagesgruppen entstehen
1985 und 1989 eröffnet der Verbund heilpädagogische Tagesgruppen in Biedenkopf und Hofgeismar. Beide werden im Zuge von Umstrukturierungen innerhalb der öffentlichen Jugendhilfestrategien 1995 bzw. 2002 geschlossen.
Die Wohnform der Teams verändert sich
Ende der 80er Jahre leben in den meisten Einrichtungen die PädagogInnen immer noch im Haus oder auf gleichem Grundstück. Die Mitarbeit von externen PädagogInnen mit geregelter Arbeitszeit ist aber keine Ausnahme mehr. Erst in den 90er Jahren wird mehr und mehr eine Abgrenzung zwischen dem privaten und dem professionellen Bereich der leitenden BetreuerInnen vollzogen. 2008 arbeiten schließlich in allen acht "alten" Einrichtungen externe – in den meisten Fällen langfristige und stabile - Teams. Zur gleichen Zeit entsteht 2009 eine Famlienwohngruppe in Fulda, in der eine Pädagogin mit den Kindern lebt. Diese Betreuungsform aus den Anfängen des Verbundes erweist sich für stark traumatisierte Kinder wieder als notwendig. Im Zuge von konzeptionellen Veränderungen wird sie 5 Jahre später in ein Kinderhaus umgewandelt, in der die Kinder von einem rein externen Team betreut werden.
Neue Angebote werden entwickelt
Kinder und Jugendliche wachsen heute anders auf als vor 50 Jahren, es hat sie selbst, ihre Chancen und ihre Problematiken z.T. radikal verändert. Neue gesetzliche Regelungen der Kinder- und Jugendhilfe sind in Kraft getreten. Der Spardruck der Kostenträger hat zugenommen. All das hat die im Verbund arbeitenden Menschen immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt, auf all diese Entwicklungen eine adäquate Antwort zu finden.
Neue Angebote sind neben den unterschiedlichen stationären Betreuungsformen entstanden:
- Betreutes Wohnen
- Inobhutnahmen
- ein wachsender Bereich von flexiblen ambulanten Maßnahmen
- Vermittlung und Begleitung von Erziehungsstellen
- Familienintegrative Hilfen
- individualpädagogische stationäre Erziehungshilfen
Die Einrichtungen haben durch ihren Zusammenschluss im Verbund die Möglichkeit, verschiedene Hilfeformen nicht nur aus einer Hand anzubieten, sondern sie auch aufeinander abzustimmen und zu koordinieren.
Die Betreuungsformen und -zeiten verändern sich
Längst ist das Aufnahmealter der Kinder bzw. Jugendlichen in stationären Einrichtungen gestiegen, sie bleiben nicht mehr so lange in den Einrichtungen wie früher. Auch werden viele Kinder und Jugendliche mit ambulanten Hilfemaßnahmen innerhalb ihrer Familien unterstützt.
So hat der Verbund immer wieder neue pädagogische Konzepte entwickelt, die Partizipation der jungen Menschen institutionalisiert und sich auf die Qualitätsentwicklung eingelassen.
Aus den Anfängen ist die Überzeugung geblieben, dass der junge Mensch im Zentrum der Bemühungen steht. Mit hohem persönlichen Einsatz ringen alle Beteiligten weiterhin um die besten Lösungen für das Gesamtgebilde Verbund:
- lebenswerte und entwicklungsfördernde Orte für Kinder und Jugendliche zu schaffen
- unterstützende Arbeitsbedingungen für die MitarbeiterInnen bereit zu stellen und
- den einzelnen Einrichtungen soweit wie möglich autonome Handlungsspielräume zu ermöglichen.