„Wir können Krise“, so schreibt es die ZEIT zum Ende des Jahres 2022 – all der Untergangsszenarien zum Trotz. Deutschland habe mehr geschafft, als man ihm zugetraut habe, statt immer den Untergang zu prophezeien solle man selbstbewusster an Probleme herangehen.
Trotz der überraschend stabilen Lage sei aber eines nicht verschwunden: unser Krisengefühl. Und dieses werden wir wohl trotz freundlicherer Perspektiven mit ins nächste Jahr nehmen. Die Krise sei weniger ein Ausnahmezustand als ein ständiger Begleiter geworden.
Das haben wohl mitunter am heftigsten die sozialen und pflegerischen Berufe zu spüren bekommen. Auch, wenn diese eigentlich sehr krisenerprobt sind, hat das vergangene Jahr nochmals neue Herausforderungen mit sich gebracht, denen sich auch viele Einrichtungen im Verbund stellen mussten und die weniger mit der Kernarbeit zu tun haben, als mit Hygienekonzepten, krankheitsbedingten Ausfällen und mit dem Fachkräftemangel.
In dem Artikel heißt es weiterhin: Die Einsicht, dass der Fachkräftemangel in Deutschland eines unserer größten Probleme ist habe sich weitgehend durchgesetzt.
Vielleicht sind das gute und schlechte Nachrichten für die soziale Arbeit zugleich. Das Problem ist bekannt, das heißt, man kann sich (politische) Lösungen überlegen. Auf der anderen Seite sind es nicht unbedingt die vulnerable, die schutzbedürftigen, die Kinder und Jugendlichen, die die lauteste Lobby haben. Die überhaupt eine Lobby haben. Auch weil meist die alltägliche Arbeit, die kleinen und großen Konflikte im Zusammenleben im Vordergrund stehen, bearbeitet werden wollen. Weil man einfach macht, anstatt Luftschlösser zu bauen.
Zeit, das Jahr 2022 im Verbund nochmal Revue passieren zu lassen. Die Pandemie war bei allen Einrichtungen nach wie vor präsent, rückte aber stetig weiter in den Hintergrund. Vielleicht seid ihr inzwischen schon so erprobt, dass die Erkrankungen und Ausfälle durch Corona zum großen Teil gut abgefangen werden konnten. Viele von euch sind diesem Jahr zurück zu mehr Präsenz gekehrt, was allen gutgetan hat. Und doch gab und gibt es viel aufzuholen.
VorOrt in Bremen hat dem Jahr 2022 die Überschrift „Durchbruch und Aufbruch“ verpasst, was die Kolleg*innen wortwörtlich meinen: so wurde zum Beispiel kurzerhand eine Wand durchbrochen. Keine Angst, kein Akt der Verzweiflung, sondern Teil von Umbaumaßnahmen in den Bremer Räumlichkeiten: ein größeres Büro soll her, eine Teeküche und eine Trägerwohnung. Und wenn nicht gerade der Durchschlaghammer am Werk war, beschäftigte man sich hier samt neuem Teammitglied am Teamtag mit der Motivation, den Zielen und der Entwicklung und mit Selbstfürsorge. Und da so ein Umbau natürlich zusätzliche Ressourcen und Nerven bindet, freuen sich die Kolleg*innen, wenn in Bremen im nächsten Jahr wieder etwas mehr Ruhe und Routine einkehrt.
Auch in der JWG Prangenstraße führten gleich mehrere Auszüge in kurzer Zeit zu einer Umbruchstimmung, so musste auch hier die eine oder andere Schönheitsreparatur in den Zimmern vorgenommen werden. Für die sehr diverse Gruppenzusammensetzung bedeutete das, sich erstmal wieder neu zu sortieren und zu finden. Zum Beispiel bei einem gemeinsamen Ausflug in den Heidepark. Das Vorhaben für’s neue Jahr: an der Selbstverwaltung und der Konzeption feilen. Viel Erfolg!
Was es bedeutet, das Gruppengefüge wiederherzustellen, hat auch das Haus am Tannenwäldchen in diesem Jahr gespürt. Neue Herausforderungen und Bedarfe bereiteten da so manche schlaflose Nacht. Ein Hoch auf die interne Krisenberatung im Verbund, die hier gut unterstützen konnte.
Die Ferienfreizeit nach Kroatien war trotz allem eine sehr gelungene Auszeit, um die Seele fernab vom Alltag ein bisschen baumeln zu lassen. (KROATIEN)
Und apropos Seele baumeln lassen, dass das Biwak in diesem Jahr wieder stattfinden konnte hat allen Einrichtungen sehr viel bedeutet und ist in sehr guter Erinnerung geblieben.
Die JWG Gudensberg rätselt noch heute, was es mit den dort aufgestellten Regeln auf sich hatte. Trotzdem sind allesamt mit einem breiten Grinsen abgereist. Das war bei weitem nicht häufig im letzten Jahr. Die wohl größte Herausforderung des Jahres, ein junger Mensch ist schwer erkrankt, hat euch ratlos hinterlassen. Dank viel Zeit zum Reden sowie zahlreicher Unterstützung von intern und extern, konnten alle notwendigen Schritte eingeleitet werden, um der Situation zu begegnen: „Schön, wenn man selbst mal an die Hand genommen wird, weil man selbst nicht weiß was einen da erwartet.“ Ein besonderer Dank gilt allen Kolleg*innen und Unterstützer*innen für das Maß an Einsatzbereitschaft und emotionale Stärke, die weit über den normalen Einsatzeifer hinausging.
Während der Ferienfahrt ins Zillertal, samt Klammwanderung und langen Spielabenden und einem krönenden Besuch im 4 Sterne Restaurant konntet ihr dann zumindest für einen Moment den Alltag hinter euch lassen.
Nicht unerwähnt bleiben sollen die vier Jubilare, die in Gudensberg im vergangenen Jahr gefeiert wurden – stolze 55 Jahre im Verbund.
Und wie es so ist mit Beständigkeit, irgendwann wird sie von der Veränderung eingeholt – spätestens wenn es heißt: Ruhestand. Für den Verbund in Gudensberg geht mit Evelyne Apelt eine langjährige Kollegin. Bereits seit Anfang des Jahres beschäftigten sich die Kolleg*innen dahe mit der Neuaufstellung des Leitungsteams und den damit einhergehenden Umstrukturierungen. Danke, Evi, für dein immer offenes Ohr, deine humorvolle Art und die langjährige Erfahrung, die du in den Verbund eingebracht hast.
Das gemeinsame Resümee des Großteams im Oktober lautete daher: „Es darf ANDERS WERDEN, aber es darf auch VIELES BLEIBEN!“
Im BeWo wurden Tatsachen geschaffen, so musste die Rutsche einer gut genutzten Sitzecke weichen, die eignet sich übrigens auch zum Basteln oder für Hilfeplangespräche. Auch im Team gab es die eine oder andere Veränderung und ein alt bekanntes Gesicht kehrte zurück.
Für FlexAmb war es ebenfalls ein ereignisreiches Jahr, endlich wieder voll besetzt blicken alle hoffnungsvoll nach vorne. Die Erfahrungen im letzten Jahr haben auch gezeigt, dass sich die Art der Belastungen in Familien verändert hat. Der wie anfangs beschriebene gesamtgesellschaftliche anhaltende Krisenmodus zeigt sich auch im Kleinen. Häufig geht das mit sozialen Ängsten und entsprechenden Folgeerscheinungen einher. Konfliktthema Nummer eins bleibt jedoch Mediales Suchtverhalten durch alle Altersstufen hinweg.
Dass persönliche Begegnungen ein hohes gut sind, wo es jede Menge Nachholbedarf gibt, hat auch das Quartier zu spüren bekommen. Auch wenn einige Angebote erfreulicherweise wieder in Präsenz stattfinden konnten, zum Beispiel das Café Klapperstroch oder Drop In, waren ein erhöhter Krankenstand und Corona noch vorherrschend. Die Sommerangebote wie der Vorlesenachmittag auf der Märchenbühne, das Art Mobil oder der Besuch von den Frühen Hilfen zählten aber zu den Highlights. Und das Quartier erfreut sich mit Evis Ausscheiden einer neuen Leitung. Willkommen Nicole Löchel-Tschirner!
Das Haus am Komberg testete seine Fähigkeiten zur Lösungsfindung während des Betriebsausflug im Escape Room, wobei „Room“ untertrieben ist, die Fuldaer nahmen es locker mit einem „Escape Town“ auf sich. Bei der Tour durch die Stadt lösten die verschiedenen Teams leichte bis knifflige Rätsel und belohnten sich im Anschluss mit stärkender Nervennahrung in Form von Pizza.
Für die Region Fulda neigte sich das Jahr durchaus gebeutelt zu Ende. Die personellen Engpässe spitzten sich zum Ende nochmals zu. Dass das Jahr aber trotzdem gemeistert wurde, liegt auch an der Unterstützung von Springer*innen und dem gegenseitigen Aushelfen zwischen den Einrichtungen.
Das Sozialraumteam, derzeit als Zweiergespann und LeiF arbeiteten in diesem Jahr eng zusammen, pädagogische Konferenzen, Teamsitzungen und Entwicklungsplanungen fanden gemeinsam statt. Während sich das Sorate hauptsächlich auf die Familienkompetenzarbeit konzentrierte, konnte LeiF bereits zwei Maßnahmen erfolgreich zuende bringen. Die enge Zusammenarbeit mit dem Jugendamt, diversen Akteur*innen im Sozialraum und den Fachdiensten im Verbund waren dabei besonders hilfreich. Mit viel Motivation und dem gut genutzten Prozessbuch unterm Arm startete das neue Jahr.
Für die Inobhutnahme war die Unterbesetzung im Team besonders fordernd. Ein umfangreiches Ferienprogramm mit gemeinsamen Ausflügen zum Beispiel ins Mathematikum oder Waldexkursionen konnten mit vereinten Kräften trotzdem stattfinden. Ein Highlight war auch der Ausflug zusammen mit dem Kinder- und Jugendhaus Horas in den Freizeitpark Geiselwind. Und erfreulich ist ebenfalls, dass viele Teammitglieder in Fort- und Weiterbildungen stecken – was die Kompetenzen zusätzlich stärkt.
Leider konnten freie Stellen in der IOB, im Kinder- und Jugendhaus und im Kinderhaus nicht rechtzeitig wiederbesetzt werden. Auf Grund dessen musste im Dezember die bittere Entscheidung getroffen werden, den Betrieb der IOB vorübergehend ruhen zu lassen. Wir hoffen und arbeiten intensiv daran, den Betrieb der IOB bald wieder aufnehmen zu können.
Bei NEK in Kassel und auch im Kinderhaus Gersfeld gab es nicht nur eine, sondern gleich zwei Schultüten. Für einige im Kinderhaus war es außerdem das erste Mal auf dem Biwak und auf Schloss Dankern. Klein und groß waren überaus zufrieden – besonders in Erinnerung geblieben sind vom Biwak die Kanufahrten, die Bastelaktionen und das Karaoke singen – samt Ohrwurm. Auch Schloss Dankern konnte überzeugen, sodass die Kinderkonferenz einstimmig beschlossen hat, Dankern auch im nächsten Sommer aufzusuchen.
Im CAW führten die personellen Engpässe zu einem zwischenzeitigen Aufnahmestopp. Auch hier steht für das kommende Jahr Neuorientierung an sowie einige Klausurtage und Teamtrainings, Ziel: Kennenlernen und ressourcenstarke Besetzung von Rollen.
Seit dem Sommer konnten wieder regelmäßige „Treffen im Centrum“ stattfinden, die gut und gerne besucht wurden.
Besonders bunt ging’s 2022 bei delphi3 zu, das Haus hat einen neuen Anstrich bekommen. Eine bunte Graffitiwand schmückt die Hauswand Richtung Wolfhager Straße. Die Aktion fand im Rahmen eines Workshops mit Color Kube statt.
Neben ein paar Änderungen im Wohnraum und beim Personal ließ sich hier niemand das jährliche Oktoberfest, was auch wirklich im Oktober stattgefunden hat, nehmen.
Währenddessen feierten im Haus an der Sternwarte zwei Jubilare ihr 5 und 10jähriges im Verbund. Im Sommer ging es auf Ferienfahrt in die Umgebung von Berlin und natürlich zum Biwak.
Für die Kolleg*innen standen zwei Klausurtage an, auf denen sie sich mit dem durch Corona in Schieflage geratenem Gruppenalltag beschäftigen sowie mit der Hilfestrukturierung für die jungen Menschen.
Bei 180 Grad freut man sich derweil, dass seit letztem Jahr endlich wieder eine Frau im Team ist! Die Coronafälle im Herbst konnten mit gemeinsamen Kräften auch gut aufgefangen werden. Zudem hat sich eine gute Kooperation mit der Kasseler Wohnungsbaugesellschaft „Wohnstadt“ etabliert, die bereits zur Anmietung neuer BeWo Wohnungen geführt hat und hoffentlich auch in Zukunft noch führen wird.
Stichwort weibliche Unterstützung im Team, auch Pegasus hat seit Herbst eine neue Kollegin im Gruppendienst. Auch hier brachten die personellen Engpässe die Kolleg*innen an die Grenzen – eine plötzliche Kündigung verschärfte das zusätzlich. Entlastend war da die Einstellung eines Studenten im Anerkennungspraktikum.
Das Gruppenleben war im letzten Jahr auch nicht immer leicht – die Schule, psychische Erkrankungen oder die Gender Thematik erforderten jede Menge Aufmerksamkeit. Besonders schön war dafür der Urlaub in den Bergen im Sommer – es ging in ein Landschulheim nach Berchtesgaden.
Ein bisschen wie Urlaub hat sich auch der 2. Juli angefühlt. Der Tag des großen Verbundfestes auf dem Sensenstein. Mit zweijähriger Verspätung konnten wir alle bei Bratwurst und Trommel Action wieder in großer Runde zusammenkommen und einen schönen Sommertag genießen.
Vor den Sommerferien war es aufgrund von Konflikten in der JWG Wahlershausen noch eine sehr herausfordernde Zeit, die sich mit zwei Auszügen dann aber wieder etwas entspannte.
Der Sommer hatte außerdem gleich mehrere Realschulabschlüsse im Gepäck – Grund zum Feiern! Ins Schwitzen kam man dann allerdings, als gleich drei Umzüge anstanden. Wie praktisch, dass es kurze Zeit später auf Ferienfahrt nach Süddänemark ging, wo sich im hauseigenen Pool abgekühlt werden konnte. Auch für die neuen Jugendlichen war die Fahrt eine gute Gelegenheit sich in der Gruppe einzufinden. Die Ausflüge in Freizeitparks und die umliegenden Städte rundeten den Urlaub ab. Und ein weiteres Novum hielt alle bei bester Laune – kein einziger Konflikt während der gesamten Fahrt.
Überwiegend Harmonisch verlief auch der Sommer im Kinder- und Jugendhaus Hofgeismar. Das Biwak und die Ferienfahrt nach Dankern haben großen Spaß gemacht.
Es gab im Laufe des Jahres auch kleinere Umstrukturierungen im Team. Außerdem hielten die Kinder und die alltäglichen Herausforderungen alle auf Trapp.
In der Geschäftsstelle hielten alle die Stellung. Es wurde fleißig gebucht, gerechnet, Verträge geschlossen, Mails geschrieben, telefoniert, Software geupdatet und Support geleistet. Zuverlässig hieß es einmal im Monat „Serverneustart“. Die Kaffeemaschine wurde grundgereinigt und das eine oder andere Brötchen beim gemeinsam Team verspeist. Außerdem ist ein neues Gesicht (das hier gerade schreibt) seit Anfang des Jahres dabei. ✌
Zahlreiche Arbeitskreise, Gremien und Konferenzen fanden Größtenteils wieder in Präsenz statt. Auch die PRAG traf sich für zwei Klausurtage im Quartier (möglicherweise haben wir da etwas vorbereitet!).
Im November fand die jährliche Mitgliederversammlung vom Verbund in Gudensberg-Maden statt. 31 Mitglieder waren vor Ort, sieben neue Mitglieder sind in den Verein aufgenommen worden. Bei Kaffee, Kuchen und Schnittchen wurde sich angeregt über aktuelle Themen, Veränderungen und Ideen ausgetauscht. Die direkte Mitgestaltung des Verbunds über die Vereinsmitgliedschaft ist eine Besonderheit, die wir in Zukunft noch mehr in den Fokus rücken wollen. Der Tag hat einmal mehr gezeigt, dass das Engagement im Verbund auch gelebt wird.
Nicht zuletzt wurde das auch mehr als deutlich zu Beginn des Jahres. Der schreckliche Krieg in der Ukraine hat uns alle erschüttert. Binnen weniger Wochen organisierten wir im Verbund zwei Hilfsfahrten mit verschiedensten Sachgütern, die dringend vor Ort benötigt wurden. Auf dem Rückweg konnten mehrere Familien mit nach Deutschland genommen werden. Das zurückliegende Jahr hatte es in sich. Die Herausforderungen sind zweifelsohne groß und einige davon werden uns auch dieses Jahr begleiten. Und gleichzeitig wollen wir mit Zuversicht und Selbstbewusstsein ins neue Jahr starten und vor allem Danke sagen!